Wie viel EHRGEIZ verträgt gute Erziehung?

Ehrgeiz der Eltern schon bei den Kleinsten

Der SPIEGEL titelt in dieser Woche in Heft 42/2011: „Das überförderte Kind – Wie viel Ehrgeiz verträgt gute Erziehung?“ Ein wichtiges Thema in unserer Gesellschaft, Kindererziehung und Förderung. Wobei namhafte Wissenschaftler wie der Neurobiologe Ralph Dawirs und der Kinderpsychiater Gunther Moll meinen, „Förderung“ sei Kindern mit Behinderungen und Lernschwächen vorbehalten, „normalerweise“ bräuchten Kinder so etwas nicht. Das hat zwar nichts mit dem SPIEGEL-Titel zu tun, aber vielleicht ja doch. Ein Thema für Papalapapi, das gerne solche Publikationen vorstellt.

Die meisten Eltern interessieren sich nur für die Entwicklung oberflächlichen Wissens, das ihren Kindern angesehene Stellungen in einer korrupten Gesellschaft sichert. – Ein wunderschönes Zitat vom unvergleichlichen Jiddu Krishnamurti. Denn so sieht es aus. Ehrgeiz hat offenbar seine Berechtigung und wer ist schon frei davon? Selbst Buddhisten, die das ich verabscheuen und die „Wunschnatur“ des Menschen – also den Ehrgeiz – auflösen wollen, tun dies mit sehr viel Ehrgeiz. Aber worin besteht der Ehrgeiz? Was sind die Ziele, was sind unsere Ziele? Und was haben unsere Kinder damit zu tun?

Vielleicht sollten wir die Frage, wie viel Ehrgeiz gute Erziehung vertrüge, erweiteren. Wie viel Ehrgeiz verträgt eine „gute“ Gesellschaft? Wie viel Ehrgeiz verträgt unsere Erde? Aber vorher: Wie viel Ehrgeiz verträgt ein Mensch, verträgt die Psyche?

Denn leider ist es oftmals so, das verschiedene Phänomene und Aspekte des Lebens für sich genommen und isoliert betrachten werden. Dabei hängt alles mit allem zusammen. Jemand, der nichts hat, für den ist der Ehrgeiz, seinen Kindern eine sehr gute (Aus-)Bildung zzu ermöglichen, sein ganzer Lebensinhalt. Weil er weiß, was Armut und Elend ist und nur Bildung die Chance auf einen Ausweg bietet. In den fetten, übersättigten, reizüberfluteten westlichen Zivilisation muss der elterliche Ehrgeiz daher eine ganze andere Qualität und einen anderen Sinn haben. Im Wohlstand scheint es eher um gnadenlose, rücksichtlose Konkurrenz zu gehen, wenn von Ehrgeiz bei der Kindererziehung die Rede ist.

Super-Kind durch Super-Ehrgeiz der Eltern?Super-Kind durch Super-Ehrgeiz der Eltern?

Ich erinnere mich, wie eine Freundin mir mit Stolz in den Augen von ihrer Nichte erzählte, die nur Einsen aus der Schule nach Hause brächte, Klassenbeste wäre und nun auch noch Klassensprecherin. Mit 8 oder 9. Ich konnte dazu nichts sagen, da ich das ganz furchtbar finde. Und ich wollte kein Spiel- und Spaßverderber sein. Kinder sollen spielen, draußen spielen, wild sein und manchmal bockig. Sie brauchen nicht perfekt und toll und Erster sein. Und wenn, im Spiel. Kinder sollen Kinder sein (dürfen) und keine kleinen „Funktionäre“. Was weiß ich, wem die Tochter imponieren will, wenn sie überall sagenhafte Erfolge einheimst und Leistung zeigt! Was oder wen sie dazu getrieben hat. Denn ich bin fest davon überzeugt, dass es nur in ganz wenigen Ausnahmen möglich ist, das Kinder überall (in der Schule) die ersten und besten sind bzw. sein können. Es muss also etwas „dahinter“ stehen.

Ehrgeiz ist in unserer christlich geprägten Gesellschaft eine besonders wichtige Tugend. Dabei entwickeln die Kleinen von sich aus die Wünsche, dies oder jenes zu können zu beherrschen oder zu erreichen. Der elterliche Ehrgeizig ist oftmals überhaupt nicht nötig. „Unter Ehrgeiz versteht man die Gier einer Person nach Ehre, oft verbunden mit dem Streben nach Macht und Ruhm. Wer ehrgeizig ist, ist eifrig bestrebt, andere zu übertreffen“, mein Wikipedia und hat natürlich recht. „Ehrgeiz leitet sich von der ursprünglichen Bedeutung des Geizbegriffes ab, vom althochdeutschen gite, was Gier bedeutet.“

Aber, wie schon gesagt, dies ist nur meine Meinung und nicht jeder Ehrgeiz muss kritisch betrachtet werden. So spricht man denn auch von einem „gesunden Ehrgeiz“. Vielleicht ein falsche Begriff, der das Richtige meint. Doch lesen wir zunächst den aktuellen SPIEGEL, der da treffend schreibt: Kinder in Bedrängnis – Heranwachsende müssen heute jede Menge leisten: in der Schule glänzen, den Eltern genügen, zufriedene Menschen werden und die Zukunft Deutschlands garantieren. Häufig halten sie dem Druck kaum stand. Für sie ist alles zu viel – und doch zu wenig.

Übrigens: Meiner kleinen Tochter garantiere ich, dass sie ihrem Vater voll und ganz genügt und sich in dieser Hinsicht nicht anzustrengen braucht. Sie braucht weder in der Schule glänzen, noch ein zufriedener Menschen werden. Und schon gleich gar nicht braucht sie wie auch immer die Zukunft Deutschlands garantieren. Ich freue mich, dass sie da ist. Ich freue mich, wenn sie sich ihres Daseins erfreut und ihren ureigenen Weg findet. Wenn sie Werte wie Freiheit und Autonomie, Liebe und Menschlichkeit in sich entdeckt, können sich noch viel mehr Menschen, außer ihre Freunde, Eltern und Großeltern über sie freuen.

Buchtipp: Die 10 größten Erziehungsirrtümer und wie wir es besser machen können von Ralph Dawirs und Gunther Moll

Fotos: Titelbild „super hippie!!“ von ella laros. Das 2. Bild „Super Caleb“ von Tim Malabuyo

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