Bei Rot über die Ampel gefahren – wie damit umgehen?

Eine kleine Freundin meiner Tochter durfte heute nicht mit dem Fahrrad in den Kindergarten fahren. Sie war am Vortag bei Rot über die Ampel gefahren und hatte eine sehr gefährliche Situation heraufbeschworen. Dadurch ist ihre Mutter zu dem Schluss gekommen, die Kleine erstmal nicht mehr Rad fahren zu lassen. Da meine Süße mit ihr nach der Kita verabredet war, sollte sie auch zu Fuß und nicht mit dem Rad kommen. Hallo? Was ist den jetzt los? Damit die eine nicht neidisch zu sein braucht, soll auch die andere „bestraft“ werden?`So hatte ich es spontan empfunden.

Heute morgen jedenfalls, als ich mein Töchterchen zum Kindergarten bringen sollte, habe ich mich geweigert, ihr das Radfahren zu verbieten. Obwohl ich Auftrag hatte, sie wegen dem fußläufigen Nachmittag mit der Übertäterin, zu Fuß in die Kita zu bringen. Aber meine Kleine kann doch nichts dafür, wenn ihre Freundin einen, sicher unabsichtigten Fehler gemacht hat und deshalb bestraft wird. Kommt gar nicht in Frage. Meine Süße wollte auch mit dem Rad fahren. Bitte schön.

Dabei weiß ich gar nicht, ob das Radfahrverbot eine Strafe, eine Vorsichtsmaßnahme, eine Überreaktion, eine Zwischenlösung oder ein Hilferuf ist. Ich hatte mit der Mutter der Freundin meines Töchterchens noch nicht gesprochen.

Schon sahen wir sie an der Ampel. Wir waren recht spät, die Zeit war knapp. Von der anderen Straßenseite her, bedeutete ich ihr, dass meine Kleine heute mit dem Fahrrad fährt. Als wir uns auf der Straße fragen, sagte sie, dass ihre aber zu Fuß gehe. Darauf meinte ich, dass das ja nicht das Problem von meiner Lütten ist. Aber sie, meinte sie daraufhin im Gehen, können so nicht auf zwei Kinder aufpassen. Ich meinte, dass das auch nicht nötig sei, da meine Kleine das schon packen würde. Also doch weniger Strafe als vielmehr Angst, eine Vorsichtsmaßnahme, vielleicht sogar Überreaktion? Ich möchte an dieser Stelle nicht allzu viel darüber reden, wie ich diese Mutter einschätze, da das vielleicht unangemessen ist und vom Thema ablenkt.

Jedenfalls besprach ich dann mit meiner Süßen, dass es vielleicht doch besser sei, mit ihrer Freundin heute Nachmittag zu Fuß nach Hause zu gehen. Meine Kleine war gleich einverstanden. Das mache ihr nichts. In letzte Zeit fährt sie eh nicht so gerne Rad, weil sie nach einer längeren Radtour eine Überanstrengung fürchtet. Ah, jetzt wo ich das schreibe, fällt mir die Szene wieder ein, die ihr das Radfahren etwas verleidetet. Da war ich ein wenig Sauer auf sie, aber das ist eine andere Geschichte.

Fahrrad im Busch

Natürlich, das passiert eben einem Fahrradanfänger, einem 4-Jährigem Kind, dass es mal bei Rot über die Ampel will und vielleicht sogar fährt. Da wir in einer Großstadt leben, wo sehr, sehr viel Verkehr herrscht (und auch nicht alles Tempo-30-Zone ist), ist der Autoverkehr die größte Bedrohung für uns. Man könnte sagen: Der Stadtverkehr ist der natürlich Feind der Kinder. UNd da sind Eltern natürlich besonders empfindlich und besonders wachsam. Und das ist ja auch gut so.

Bei uns hat das bisher hervoragend Funktioniert mit dem Straßenüberqueren auf dem Fahrrad. Klar gab es auch kritische Situationen, aber keine Dramatischen. Einmal glaube ich war auch sie versehentlich auf die Straße gefahren, obwohl Rot war. Das gibt natürlich immer mächtig Geschreie und Gezappel und dem Kind wird deutlich ins Gewissen, ins Langzeitgedächnis geredet. Und ich erinnere mich an eine Szene, als sie sehr weit voraus fuhr und auf eine GRÜNE Ampel traf und folgerichtig weiter radelte. Das Problem ist nun, dass sie ja noch recht klein ist und entsprechend schnell übersehen werden kann von abbiegenden Autofahrern. Da ich noch mindestens 100 Meter zurück war, bekam ich erst einmal einen Schrecken. Auf der anderen Seite erklärte ich ihr dann intensiv, aber ruhig, warum es nicht gut ist, über die Straße zu fahren, wenn ich oder Mama so weit hinten sind … auch wenn Grün ist. Das hat sie tatsächlich verstanden und hält jetzt jedes Mal auch an einer grünen Ampel an, wenn sie voraus fährt, und hält überhaupt an jeder Straße, die es zu überqueren gilt an und waret auf uns. Sehr gut.

Insofern sage ich, dass unsere das super macht. Aber sie kann auch mal einen Fehler machen. Das sollte nicht sein, kann aber vorkommen und ist ja auch gefährlich. Wir versuchen alles zu tun, um ihr Gefahrenbewusstsein an dieser Stelle zu stärken. Aber selbst, wenn es zu einem solchen Fehler käme und sie wieder bei Rot über die Straße fahren will. Wir würden dennoch Vertrauen in sie haben, da wir das eben wichtig finden. Vertrauen und Zutrauen, dass sie die Reife und Fähigkeit hat, den einfachen Regeln beim Straßeüberqueren folgen zu können.

Ich rege mich jedesmal über Leute auf, die eine rote Ampel ignorieren, obwohl Kinder in der Nähe sind und am Straßenrand stehen. Ich spreche die Leute auch an und rufe ihnen auch sauer hinterher. Ich verabscheue diese Unachtsamkeit und Rücksichtslosigkeit. Die Kinder sollen nicht lernen, dass, wenn man es eilig hat oder aus anderen Gründen, die Ampel ignorieren kann. Jeder Erwachsene ist hier in der Pflicht. Aber die, die keine Kinder haben oder kennen, die schnallen das nicht richtig, vor allem morgens auf dem Weg zur Arbeit nicht. Bewusstlosigkeit.

Deshalb ist es wichtig, die Wahrnehmung zu schärfen, Vertrauen zu schenken und auf der Straße – auf dem Fahrrad – sehr wach zu sein.

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2 Kommentare

  1. „Ich rege mich jedesmal über Leute auf, die eine rote Ampel ignorieren, obwohl Kinder in der Nähe sind und am Straßenrand stehen. Ich spreche die Leute auch an und rufe ihnen auch sauer hinterher. Ich verabscheue diese Unachtsamkeit und Rücksichtslosigkeit.“

    Das kann man anders sehen. Bei meiner ältesten von drei dachte ich zu Beginn auch so. Inzwischen bin ich der Meinung: Dauernd gehen Menschen bei Rot über die Straße, nur Kinder sollen kapieren, dass sie warten müssen? Das ist nicht logisch und führt nicht zum erwünschten Ziel. Schon gar nicht, wenn an selbst für Kinder übersichtlicher Stelle weit und breit kein Auto kommt. Alternative: der Schwerpunkt sollte nicht auf dem „bei rot darfst du nicht gehen“ liegen, sondern Kinder müssen lernen, die Situation einzuschätzen und sicher zu entscheiden, kann ich gehen oder nicht. Denn selbst eine grüne Ampel bewahrt nicht vor Unfällen. Meine Kinder wissen inzwischen: wenn sie o.g. gelernt haben, wenn sie den Überblick über eine Kreuzung haben, dann können sie von mir aus auch bei rot gehen, daran kann ich sie ab der weiterführenden Schule sowieso nicht hindern.

    1. Nun, das klingt nachvollziehbar und ich verstehe es. Bei kleineren Kindern zwischen 2 und 6 ist es dennoch kritisch. Es gibt immer noch den Nachahmungseffekt. Was im Straßenferkehr in einem Moment funktioniert, kann 3 Skunden später zur tötlichen Falle werden.

      Ich gebe nicht auf, die Leute darauf hinzuweisen, dass BEWUSSTSEIN und seine Erweiterungen wichtig ist. Auf allen Ebenen und in allen Belangen.

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