Falschbeschuldigungen: Solidarität mit Jörg Kachelmann

Jörg Kachelmann und das schlechter Wetter

Jörg Kachelmann ergriff kürzlich das Wort bei einem Vortrag von Alice Schwarzer an der Juristischen Fakultät der Universität Köln zum Thema „Sexualgewalt gegen Frauen und Recht“ und sagte dort: „Ich bin Opfer eines Verbrechens geworden. Es gibt auch manchmal weibliche Verbrecherinnen.“ Da rauschte er wieder, der Blätterwald. Das bringt mich dazu, mich öffentlich mit Jörg Kachelmann zu solidarisieren. Er ist gerichtlich festgestellt Opfer einer falschen Anschuldigung geworden. Der Fall Kachelmann ist ein ungeheurer Justizskandal – und ein Medienskandal. Ich kann mir nach meinen bitteren Erfahrungen im Familiengericht gut vorstellen, wie Jörg Kachelmann sich gefühlt haben muss. Er ist ruiniert und findet immer noch die Kraft, sich gegen das Unrecht zu stemmen, Prozesse für seine Rehabilitation und seinen Ruf zu führen – für den „Rechtsfrieden“, wie er es nennt – und das deutete darauf hin, dass seine Verbitterung nicht nur aut, sondern tatsächlich … berechtigt ist. Wenn ich könnte, würde ich es genauso machen, wie er.

Von sich selbst sagt er, er hätte eine „alpine Sturheit“, die es ihm ermöglicht, sich über so viele Jahre gegen den Irrsinn anzufechten. Nach Köln zu fahren, um der kaum zu ertragenen, im Gegensatz zu Kachelmann vorbestraften Autorin und Feministin Alice Schwarzer ruhig und gelassen entgegenzutreten um deutlich zu machen, dass es nicht nur Männer die Schweine sind, das macht man nicht, wenn dahinter nicht eine himmelschreiende Ungerechtigkeit stünde. Hier das Video seiner kurzen Ansprache in der Universität Köln:

Jörg Kachelmann zu Gast bei Alice Schwarzer Vortrag in Köln

Natürlich ist bei uns hängen geblieben, dass Kachelmann eine Art narzisstischer Heiratsschwindler war und Frauen über viele Jahre mehr oder weniger absichtlich belogen und betrogen hatte. Aber das entspricht nicht der Wahrheit, war erstunken und erlogen. Es ist offenbar nicht möglich, sich dieser widerlichen Behauptungen endgültig zu entledigen. Der wichtigste Grundsatz der Justiz „in dubio pro reo“ – im Zweifel für den Angeklagten – hatte zwar am Ende gesiegt, aber eben erst am Ende. Davor wurde der Wettermoderator durch eine beispiellosen Diffamierungskampagne durch den Springer-Verlag und die Staatsanwaltschaft Mannheim in den Dreck gezogen. Es herrschte bei uns allen erhebliche Zweifel an seiner Intergrität. Er saß im Gefängnis und hat im Laufe der Zeit Hunderttausende von Euro für Rechtsanwälte ausgegeben. Und hätte er nicht während des Verfahrens seinen Rechtsanwalt gewechselt, er wäre zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Was für ein ungeheurer Justizskandal.

Jörg Kachelmann ist Vater, Kuckucksvater, wie es heißt, was hier vollkommen belanglos wäre. Sein Vatersein wurde in dieser Sache oft vergessen. Er kämpft auch dafür, dass seine Kinder nicht in die Verlegenheit kommen, glauben zu müssen, ihr Vater hätte etwas Böses getan. Ich bewundere ihn dafür und kann das mehr als verstehen. Es geht in diesem Fall nicht nur um ihn selbst – es geht um die Kinder; es geht um Männer, um Väter; es geht um „die Medien“ und die Justiz. Somit ist es quasi Bürgerpflicht die Öffentlichkeit über die wahren Vorgänge aufzuklären.

Dazu zwei erhellende Interviews mit Jörg Kachelmann zu diesen Themen.

Jörg Kachelmann bei Pelzig hält sich [HD]

Ein sehr ausführliches Interview mit Jörg Kachelmann hat Holger Kreymeier geführt. Es sind 45 Minuten die sich lohnen, wenn man sich für den Fall, für den Justizskandal und die zerstörerische Rolle der Medien darin interessiert. Er erklärt aber auch, dass er den Glauben an die deutsche Justiz nicht verloren hat, da er nun weiß, dass nicht alle Richter und Gerichte so fatal agieren, wie in seinem Fall in Mannheim.

Mein Glauben an den deutschen Rechtsstaat ist allerdings nachhaltig erschüttert. Wenn ich die finanziellen Möglichkeiten hätte, würde ich alle Verfahrensbeteiligten mit Strafanzeigen überschütten und von ihnen Schadenersatz fordern. Diese unmenschlichen Rechtsanwälte und korrupten GutacherInnen – ganz schlimme Leute, die echten Schaden anrichten. Und da das deutsche Familienrechtssystem offensichtlich zutiefst krank ist, unmenschlich und brutal, und es offensichtlich so ist, dass der, der es sich leisten kann, die besten Chancen auf Recht und genehme Urteile/Beschlüsse hat, stecke ich in der Bitterkeit fest, die Kachelmann offenbar schon hinter sich gelassen hat. Ich werde sein Buch bestellen und lesen.

Ich bewundere seine Haltung, abgesehen von den manchmal bitteren und schrägen Bemerkungen, die ihm entfahren, aber bei mir ist es genauso. Ich bewundere seine Kraft und seinen Mut. Er sollte darin vielen ein Vorbild an Kampfesmut und Entschlossenheit sein, Unrecht nicht zum Himmel stinkendes Unrecht sein zu lassen. Deshalb erkläre ich mich solidarisch mit Jörg Kachelmann.

Interview mit Jörg Kachelmann (Fernsehkritik-TV Folge 139)

Lesetipps zum Fall Kachelmann und zu deutschen Justizskandalen

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