Bildungspanik – Der Kampf um die Zukunft in der Schule

Bildungspanik & Schule

Das allgemeine Theme in Bezug auf Schule heißt gerade: G9 oder G8. In Hamburg gefährdet diese Frage angeblich den Schulfrieden, der nach der gescheiterten Schulreform – als sich konservativer „Standesdünkel“ und Angst, eher Bildungspanik breit machte – in der Hamburger Bürgerschaft zwischen allen Parteien für 10 Jahre vereinbart wurde. Etwas scheinheilig. Denn (unterfinanzierte und deshalb unterbesetzte) Inklusion und Ganztagsschulen, Unterbesetzung und verstärkte Konkurrenzkämpfe (unter den Schulen, den Eltern, den Lehrern und den Kinder) lassen einen „Schulfrieden“ ja gar nicht zu. Das Gros der Eltern möchten zurück zu G9, also zum Abitur in der Klasse 13 an den Gymnasien. Das wollen viel Gymnasien und manch seltsame Kräfte nicht überhaupt nicht. Steigt kaum jemand durch. Um dieses Schlamassel etwas besser verstehen zu können, ist es hilfreich zu erfahren, was Prof. Heinz Bude zum Thema zu sagen hat. Denn sein Thema ist die „Bildungspanik“.

Ich lesen gerade sein Buch, dass hervorragend geschrieben ist und von brillanten Erkenntnissen nur so strotzt. Sein Informationsgehalt ist der Art hoch und komprimiert, dass ich das relativ schmale Büchlein (Taschenbuch mit 144 Seiten) immer wieder zur Seite legen muss, um den Text überhaupt verarbeiten zu können. Ich hätte gern etwas zitiert, aber ich kann einfach nicht herausgreifen, da beinahe jeder Absatz erwähnenswert ist. Heute nun fand ich ein Video, in dem der Autor selbst seine Erkenntnisse und das Buch in einer halben Stunde bered und originell zusammenfasst. Ich kanns nur empfehlen, das Buch UND dieses kleine Video

Prof. Heinz Bude: Bildungspanik schadet dem gesellschaftlichen Zusammenhalt

Bildungspanik
Bildungspanik: Was unsere Gesellschaft spaltet
Es gäbe so viel zu erzählen. Ganz subjektiv auch, beispielsweise von den unglaublichen Anmaßungen, die nur Pädagogen und Lehrerinnen an den Tag legen können. Oder von dem heimlichen Konkurrenzdruck, der wie ein unsichtbarer Schleier die Eltern der spielenden Nachbarskinder umweht. Bildungspanik hier wie dort. Kürzlich erzählt eine Freundin, dass die Lehrerin ihres ungefähr 8-jährigen Sohnes sie anrief, um sie davon zu unterrichten, dieser Schüler mit anderen zusammen Bienen getötet hatte, um sich in die Gruppe einzuschleimen. Meine Fresse. Und? Ist das weiter erwähnenswert? Dürfen Jungen nicht mehr Jungen sein und Mist machen und Unfug? Wo soll das hinführen. Oder der Essay von Hauke Goos im SPIEGEL unter dem Titel Du sollst keine Fehler machen! („Die Grundschule erzieht unsere Kinder zu normierten Alleskönnern.“). Was der Autor dort über einige Grundschullehrerinnen berichtet, schürt in mir die nackte Wut. Und ich schwöre, ich werde mein Töchterchen gegen die Ansprüche dieser Pädagogen tapfer verteidigen und sie so gut es geht vor dem Zwangs-System Schule schützen. All das, diese Geschichten im Kleinen, gehören zur allgemeinen Bildungspanik und zum totalen Chaos was Bildungspolitik betrifft und zu einem überlebten, unflexiblen System, das sich Schule nennt.

Holzauge, sei also wachsam. Momentan schauen wir Richtung Privatschule.

„Wir könnten Wichtiges nicht mehr von Drängendem unterscheiden. Weil wir alles für die Zukunft ausrichten wollten, schrumpft die Gegenwart. Und weil wir gierig seien und die Zeit ‚vernutzten‘, raubten wir unseren Kindern die Freizeit, die Freiheit – und die Kindheit.“ Genau das gilt es zu verhindern. Schule ist nicht alles und auch nicht so wichtig, wie sie immer tut und von manchen Eltern auch gesehen wird. Oder, wie Prof. Bude es im Video ausdrückt, in dem er die Auffassung vertritt, dass er vielleicht noch 5%, von dem, was er auf dem Gymnasium gelernt hat, für seine jetzige Berufstätigkeit noch braucht. Wenn überhaupt. Oder „Die Jahrgangsstärken sind so zurückgegangen, dass Sie auch mit einem Abiturs-Durchschnitt von 3,3 ein Vorstandsvorsitzender werden können!“
Prof. Bude macht Hoffnung. Lest, hört zu und … lernt!

Foto: „184; Stress level: Midnight“ © (CC BY 2.0) Sara V. (FLICKR)

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