Wie verschieden sind sie? Die Gehirnentwicklung bei Mädchen und Jungen – Buchtipp

Welches Verhalten ist angeboren? Sind die allzu deutlichen Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen angeboren, genetisch, hirnbedingt? Unterhaltsame und fundierte Antworten auf diese und ähnliche Fragen finden sich in dem hier vorgestelltem Buch Wie verschieden sind sie? Die Gehirnentwicklung bei Mädchen und Jungen.

Da viele moderene Menschen ihr Wissen aus der Boulevardpresse beziehen und dem, was irgendwelche Bekannten irgendwo aufgeschnappt haben, ist es manchmal nötig, tiefer in die Materie einzusteigen. Warum also nicht statt eines Krimis ein sinnvolles Sachbuch lesen?!

Aus meiner Sicht leben wir in einer „Glaubensgesellschaft“ und damit ist die „Aufklärung“ teilweise hinfällig (oder besser formuliert: Noch lange nicht abgeschlossen). Wir glauben das Meiste, das wir zu wissen meinen, nur. Ernähren uns vom Hörensagen, sind nicht skeptisch genug und brauchen stets handliche, begreifbare Wahrheiten – wie halb und verkürzt oder gar falsch sie sind. Wenn sie in unsere Ideologie, in unseren Beruf, zu unserem Weltbild passen, schlucken wir sie gern, fressen wir nahezu alles. Ich könnte da seitenweise Beispiele nennen und bin natürlich selber nicht frei von Halbwissen. Deshalb kann es nicht schaden, sich diesen wichtigen Thema der Neurobiologie mit einem solchen Buch zu nähern:

Gehirnentwicklung bei Mädchen und Jungen - BuchtippWo Männer vom Mars sind und Frauen von der Venus, da ist auch die Überzeugung nicht mehr weit, die Unterschiede zwischen dem weiblichen und dem männ – lichen Geschlecht seien selbstverständlich angeboren. Weit gefehlt, sagt die Neurobiologin Lise Eliot. Wissenschaftlich lassen sich zwischen den Gehirnen von Mädchen und Jungen vor und kurz nach der Geburt nur sehr geringe Unterschiede feststellen. Erst im Laufe der kindlichen Entwicklung bis zur Pubertät sorgen äußere Einflüsse – Eltern, Lehrer und gesellschaftliche Konventionen insgesamt – für jene markanten Abweichungen, auf denen die gängigen geschlechtsspezifischen Stereotypen beruhen. Eliot räumt mit diesem Schubladendenken gründlich auf. Jungen sind eben keineswegs per se „besser in Mathematik“, sondern lediglich in bestimmten Formen räumlichen Denkens. Und Mädchen sind nicht von Natur aus „einfühlsamer“ – sie dürfen ihre Gefühle bloß mehr zeigen. Gerade aber in einer zunehmend komplexen und konkurrenzorientierten Welt sollten wir nicht zulassen, dass wir in alten Rollenmustern verharren, wo wir doch über neue Fähigkeiten bei beiden Geschlechtern verfügen. Wie verschieden sind sie? ist ein gleichermaßen erfrischendes, fundiertes und vehementes Plädoyer dafür, verquere Geschlechterkonventionen zu überwinden. Mit einer Fülle konkreter Beispiele und Ratschläge macht Lise Eliot deutlich, dass unsere Gesellschaft und jeder Einzelne gut daran tun, allen Kindern, ob Jungen oder Mädchen, dabei zu helfen, ihr wirkliches Potenzial auszuschöpfen.

Neurobiologin Lise Eliot: Wie verschieden sind sie? Die Gehirnentwicklung bei Mädchen und Jungen

„Ein wunderbar optimistisches Buch, das ich nicht warm genug empfehlen kann“, Eric Kandel, Hirnforscher, Nobelpreisträger (Medizin)

Foto: Jens Fliege

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