Bildung: Weg mit der Durchschnittlichkeit, wir brauchen Peaks und Freaks

Wege verschlossen

„Jeder hat Talente, jeder Mensch ist Elite“, sagt Markus Hengstschläger, österreichischer Humangenetiker und möchte das Bildungssystem grundsätzlich reformieren. Sein Ansatz ist überzeugend, obwohl man das Feld nicht allein den Wissenschaftlern überlassen sollte. Wir dürfen uns außerdem fragen, warum das Bildungssystem Regelmäßig Reformen erfährt, weshalb es offenbar so schwierig ist, hier eine klare, eindeutige Linie zu fahren, den den Fokus auf dem Wohl der heranwachsenden Menschen sieht und nicht auf deren Dressur oder Nutzbarmachung für die Gesellschaft.

„Es ist zur Zeit leichter, mit der Mehrheit zu irren, als allein Recht zu haben.“, meint denn auch der Wissenschaftler Hengstschläger. Aber war das nicht immer so? Vielleicht ist es durch das Internet und den scheinbaren Leistungs- und Erfolgsdruck, dem sich die meisten allzu leicht und ohne Widerstand ergeben, schlimmer geworden. Dabei ist dich überall die Rede von Individualität und Verantwortung. Vielleicht leben wir auch einfach in einer Bullshit-Ära, in der schöne Worte die Zwänge, in denen wir uns gefangen sehen, begeleiten.

Denn:

Wer einen neuen Weg gehen will – und wir brauchen jeden Einzelnen, der dazu bereit ist – muss (per Definition) den alten verlassen. Anders funktionierts nicht.

Aber hören wir Herrn in dem Interview aufmerksam zu. Er gibt uns Hoffnung und das ist gut so. Es muss für unsere Kinder einen anderen Weg geben in Schule und (Aus-)Bildung als die bisherigen, die Autonomie, Kreativität, Witz und tiefe Menschlichkeit nicht gerade fördern. Offene Türen rennt jedenfalls niemand ein, der etwas anderes will, ein anderes „Bildungssystem“. Die Labyrinthe der verschlossenen Türen vor dem unendlich blauen Himmel der menschlichen Fantasie und Erkenntnisvermögens, sind absurd und unverständlich. Ein Mischung aus Althergebrachtem, Bürokratie, Kompetenzstreitigkeiten und Ideologie verwurstet viele Kinder und kleinen angepassten Angestellten. Auch wenn sie eine gute Ausbildung, ein Studium genießen durften. Der Wurm ist überall drin im Bildungsgebälk.

„Was wir verstehen müssen ist: Wir dürfen nicht hergehen und sagen, das ist besser als das. Wir kennen die Fragen der Zukunft nicht. Daher ist das werten der Talente sehr, sehr gefährlich. Wir müssen sagen: Jeder hat Talente, jeder Mensch ist Elite, es gibt so viel Eliten, wie es Menschen gibt, und wenn jeder anders ist, ist niemand verschieden und umgekehrt, wenn jeder verschieden ist, gibt’s auch kein ‚anders‘ mehr.“

„Ohne üben, üben, üben gibt es keinen Erfolg. Wie gesagt: Eine besondere Leistungsvoraussetzung muss durch harte Arbeit in eine Leistung umgesetzt werden. Aber ich sage den Kindern auch: Üben, üben, üben führt nicht bei jedem zum Gleichen. Und ein Elefant, eine Schlange und ein Affe, von dem der Lehrer verlangt, sie müssen auf einen Baum klettern, kommen vielleicht alle drei irgendwann einmal oben an, aber sie haben verschiedenen Aufwand zu treiben. Aber wenn der Lehrer den dreien sagt, ‚Reißt den Baum einfach aus‘, dann gewinnt ein anderer. Und das ist, was ich versuche den Kindern zu sagen: Jeder Mensch hat individuelle Talente, es gibt niemanden, der keine hat.“

ACHTUNG: Das Video beginnt mit der Anmoderation in Schwizerdütsch, das eigentliche Interview ist aber in „Hochdeutsch“.

Aus Aeschbacher vom 15.03.2012, 22:23 Uhr: Markus Hengstschläger.

Ich sage immer: Gene sind Bleistift und Papier, aber die Geschichte schreiben wir immer noch selbst.

Foto: Bestimmte Rechte vorbehalten von Maury McCown

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