Mehr Zeit für die Kinder und die Familie

Eine große Überraschung bot der Familienbericht 2011 der Bundesregierung. Nein, nicht die Kosten für diese überflüssige Studie, die uns Steuerzahler sicher mehrere Hunderttausend Euro gekostet hat. Sondern das Ergebnis. Davon haben wir ja gar nichts gewusst. Viele Väter und Mütter wünschen sich mehr Zeit für die Kinder, mehr Zeit für die Familie. Das heißt, sie wünschen sich andere Arbeitszeiten, Teilzeitverträge und sind bereit dafür auf Einkommen, spricht Geld, zu verzichten. Denn die kostbarste Währung, die wir haben, ist Zeit.

Wir sind sehr verletzbare Wesen, wie schnell ist das Leben vorbei. Und gerade die ersten Jahre unserer Kinder, sind die schönsten und wertvollsten. Ganz viele (reifere) Frauen, denen wir mit unserem Baby begegnet sind, sprachen mit einem wehmütigen Blick, das diese Zeit da sie so klein wären, so schnell vorbei ginge.

Familienministerin Schröder ist nun selbst Karrierefrau und Mutter – und vom Alter her viel zu lebensunerfahren in einem solchen Amt – und ist als Berliner Politikerin naturgemäß nicht auf Du mit der Realität einfacher Leute. Sie hätte aus ihrem Ministerium in der Glinkastraße 24, 10117 Berlin einfach einmal einen Fuß vor die Tür setzen müssen und ihr Volk, die Passanten, fragen sollen, was sie sich persönlich für sich und ihre Familien wünschen würde. Ihre Mitarbeiter im Ministerium hätte sie nicht fragen dürfen – hat sie sicher auch nicht – denn die wollen ihren Job behalten und durch ähnlich Aussagen nicht auf Spiel setzen. Oder sie hätte mich anrufen können, das wäre billiger geworden. Das Ergebnis wäre das gleiche. Weniger Arbeiten, mehr Zeit für Kind und Kegel. Ganz normal.

Aber in diesem Land ist das nicht normal. Schnell verliert man die Zusammenhänge aus den Augen. Deutschland ist keine kinderfreundliches Land. Es kümmert sich um alles andere und ziemlich zuletzt um seinen Nachwuchs. Klagen, ja, zu wenig Kinder, man sterbe aus. Aber sonst? Mau. Hort- und Kindergartenplätze fehlen im selben Maß wie Teilzeitarbeitstellen und entsprechende Verträge. Ich kenne das aus eigener bitterer Erfahrung und bin auch aus diesem Grund freischaffend, selbstständig. Mein letzter Arbeitgeber, eine 100%ige Tochter eines sehr bekannten Hamburger Verlags, der traditionell gerne behauptet „im Zweifel links“ zu sein, ging nicht im Ansatz auf meinen Wunsch ein, etwas kürzer arbeiten zu wollen. Im Gegenteil. So viel (unbezahlte) Überstunden hatte ich bis dahin im Leben nicht geleistet. Da wurde ich sehr sauer und machten einen Fehler, der mich den Job kostete. Das war aber nicht der ganze Grund für den Verlust des sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz, sondern der Auftragsmangel und die anbrechende Krise 2008 …

Man hat in den letzten Jahren von der Arbeitnehmer sehr viel Flexibilität eingefordert. Als Gegenleistung der Arbeitgeber gab es Arbeit. Oft befristet. Ein guter Freund von mir leider sehr darunter, dass er seit Jahren, keinen festen Vertrag bekommt. Bisher ist man aber nicht auf die Idee gekommen, von den Arbeitgebern ebenfalls mehr Flexibilität zu fordern. Als Selbstständiger weiß und behaupte ich, dass ich mit 30 Arbeitsstunden genauso effektiv bin wie andere in 40 Stunden in der Woche. Nur, dass ich 10 Stunden weniger anwesend wäre. IN Deutschland ist Anwesenheitspflicht immer noch mehr Wert, als Zielerfüllung. Das habe ich nie verstanden.

Wenn Kinder also unsere Zukunft sind, die Familie der Keim der Gesellschaft, müssten dies auch die Prioritäten von Alltag und Politik sein. Was natürlich heißt: Weniger Arbeit, mehr Familie. Denn an dieser Stelle funktioniert die alte Sache mit der Qualität versus Quantität nicht, auch wenn viele Väter sich das immer noch einreden wollen. Es gehört zusammen.

Das Leben ist kurz. Eine Kindheit auch, sie ist die wichtigste Zeit im Leben eines jeden und geht schnell vorbei, wirkt aber teilweise prägend für das ganze Leben. Deine Kinder sind nur einmal klein. Um so wertvoller ist die Zeit mit ihnen. Zeit an sich ist das wertvollste, das wir haben. Weil wir sterblich sind. Wir in unserer Gesellschaft schnell vergessen. Weil wir sterben werden und dann ist die Zeit dahin. Aus diesem Grunde möchte ich so viel Zeit wie möglich mit meiner kleinen Familie und meiner kleinen Tochter verbringen und so wenig Zeit wie möglich damit, für andere Menschen zu arbeiten. Im Gegenteil, ich arbeite, um mir damit Zeit zu erwirtschaften.

Wenn die Verantwortlichen im Lande diese teuren Studien und Berichte, Umfragen und Erhebungen, um Politik zu machen, sich eine Meinung zu bilden und Reformen in die Weg zu leiten, was bedeutet das? Sind wir in Deutschland immer noch so autoritätsgläubig wie „damals“? Nur wurden die Autoritäten aus Fleisch und Blut mit Akten und Berichten ersetzt? Ist es nicht so, dass viele Politiker – damals sagte man „die da oben“ – den Kontakt zur Wirklichkeit, zu den „normalen“ Lebensumständen in diesem Lande beinahe vollständig verloren haben? Ein Klischee oder war das nie anders? Wo bleibt die Erkenntnis? Was ist das neue an diesem Familienbericht? Vernunft und Menschlichkeit, soziale Kompetenz und emotionale Intelligenz kommt zu den selben Schlüssen (nur ohne die Zahlen). Oder sind Zahlen die neuen Autoritäten? Sind wir schon so verarmt?

Familie seinerzeit
„Familie“ von Brabant Bekijken

Der Deutsche Gewerkschaftsbund betonte, der Schlüssel zu einer familienfreundlichen Arbeitswelt sei die Organisation der Arbeitszeit. „Überstunden und eine Kultur der Dauerpräsenz bestimmen den Alltag der Beschäftigten“, beklagte Vizechefin Ingrid Sehrbrock.
Quelle: n-tv.de

Die Familien in Deutschland klagen über fehlende Zeit für ihre Kinder. 63 Prozent der Väter und 37 Prozent der Mütter mit minderjährigen Kindern können sich nach eigenen Angaben aus Zeitgründen zu wenig um ihren Nachwuchs kümmern.
Quelle: tagessschau.de

Bundesfamilienministerium: Mehr Zeit für Familie: 8. Familienbericht an Kristina Schröder übergeben

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