Trennung und Umgangsregelung – positive Beispiele, die ich kenne

Trennung mit Kindern und die Gerechtigkeit

Ich persönlich kenne viele Frauen, die mit der Trennung von den Vätern ihrer Kinder konstruktiv, kooperativ und grundsätzlich wohlwollend umgegangen sind und gemeinsam mit dem Kindesvater eine vernünftige, gerechte und für alle tragbare Umgangsregelung ausgestaltet haben. Acht Frauen kenne ich persönlich, davon 4 sehr, sehr gut. Mit einigen war ich liiert, eine ist leider verstorben, zu einer anderen besteht aktuell nur Kontakt über den Vater ihrer Tochter, die anderen zwei sind gute Freundinnen, eine davon wiederum meine beste Freundin, die ich durch schwere Zeiten begleiten durfte. Keine von diesen Frauen musste ein Familiengericht oder einen Anwalt bemühen. Alle waren in der Lage sich gütlich, einvernehmlich und erwachsen mit dem Kindsvater im Sinne ihrer Kinder zu verständigen. Ein Jugendamt-Mitarbeiter vertrat mir gegenüber allerdings die Ansicht, dass die meisten Trennungen mit Kindern vor dem Familiengericht landen. Ich kann mir das nicht vorstellen und will daran glauben, dass die meisten Eltern es hinkriegen, sich ohne Krieg und Streit und juristische Haarspalterei einig zu werden. Hier die mir bekannten beispielhaften Fälle im Einzelnen:

Regelung unter sehr schwierigen Umständen

Bei einer dieser Frauen war die Regelung mit dem Vater ihrer Tochter etwas anders – weil die Umstände dramatisch waren. Denn der Vater hatte sein Kind – unabsichtlich, aber fahrlässig – als Baby derart heftig geschüttelt, dass das Mädchen eine (milden) Hirnschaden zurückbehielt. Der Vater wurde verurteilt und saß einige Monate in der Psychiatrie. Kein einfaches Schicksal, sein Vater beispielsweise, saß als Mörder im Gefängnis. Der Kindesvater hatte also seine Strafe erhalten – unter anderem als Auflage, sich sozial zu engagieren – und … dennoch Umgangsrecht und somit Umgang mit seiner Tochter. Zunächst unter Aufsicht, konnte er später sogar mit seiner Tochter in den Urlaub fahren und die Wochenenden verbringen. Hier ist die Lage kritisch, da es sich um eine Straftat handelte und es eine konkrete Kindesgefährdung gab. Aber selbst da war die Mutter, soweit es ihr möglich und vertretbar erschien, kooperativ. Eine schwierige Konstellation, aber der Vater hatte regelmäßigen Kontakt zu seiner Tochter, die mittlerweile alleine entscheiden kann, ob und wann sie ihren Vater sieht.
Sie: Pädagogin
Er: Druckvorlagenhersteller und später Art Director
Umgangsregelung: Durch die Umstände erschwert, Vaterkontakt zum Kind über 20 Jahre stabil und ausgebaut.

Mit Zwillingen ohne weiteres fifty-fifty

Am Ende einer schwierigen Beziehung zweier sehr unterschiedlichen Charaktere stand eine schmerzvolle Trennung. Er hatte eine Neue, die Mutter der Zwillinge war tief gekränkt. Es gab aber zu keinem Zeitpunkt auch nur die Spur eines Zweifels daran, dass die Sorge um die Kinder geteilt würde. Eine Woche hier, eine dort. Es ist schon eine Zeitlang her, aber ich glaube, die Wechsel, wann die Kinder wo sind, waren dynamisch und wechselten unter der Woche zweimal. Es waren, so glaube ich, verschiedene Regelungen über die Jahre aktiv und am Ende, als die Zwillinge Teenager wurden, stand, dass das Mädchen beim Vater lebte und der Sohn bei der Mutter. Alles gut gegangen, die Kinder sind erwachsen, die Eltern haben was das angeht, alles geschafft und an einem Strang gezogen. Geht alles, wenn man nur will.
Sie: EDV-Fachangestellte
Er: Theologe und Pädagoge
Umgangsregelung: Wechselmodell. Als Teenager Zwillinge getrennt, der Junge bei der Mutter, das Mädchen beim Vater.

Ein Kind von einem „Punk“ heißt: Den Sohn allein erziehen

Ich war mit ihr über zwei Jahre zusammen, sie war eine allein erziehende Mutter. Der Vater ihres Sohnes war ein Punk, wie sie mir erzählte, und kümmerte sich nicht viel um sein Kind. Es schien ihr vielleicht sogar recht zu sein, dennoch kümmerte sie sich darum, dass der Vater ihres Söhnchens sich hin und wieder blicken ließ. Manchmal geht es eben nicht anders, da kann die Mutter nichts machen, wenn der Vater ihres Kindes sich nicht kümmern will. Aber hier habe ich viel über die Dynamik von Alleinerziehenden gelernt, von der Beziehung zwischen Kind und Mutter als Team, von Mutter und Sohn ohne den Vater. Schön ist das nicht. Ein subtiles, oft verdrängtes Schuldbewusstsein dem Kind gegenüber kommt hier subtil zum Tragen, eine schlechtes Gewissen, weil die Mutter dem Kind keinen Vater bieten kann, es aber irgendwie will. Und möglicherweise kann man in manchen dieser Konstellationen die Beziehungsstörung der Mutter sehen, die es irgendwie nicht schafft, eine gesunde Beziehung zu einem Mann aufzubauen und stattdessen eine intensive Bindung zu ihrem Kind lebt. Als Ersatz. Festzuhalten bleibt aber, dass die Mutter einer förderlichen Umgangsregelung nicht im Wege stand. Viele Jahre später bekam diese Mutter, meine Ex-Freundin, noch ein Töchterchen. Als dieses Kind 3/4 Jahre alt wahr kam ihre Mutter auf tragische Weise bei einem Unfall ums Leben.
Sie: Sozial-Pädagogin
Er: unbekannt
Umgangsregelung: Kindesvater verweigert eine verantwortungsbewusste Besuchsregelung und sie den Sohn viel zu selten.

Auch wenn sich die Eltern nicht gut verstehen ist das Wechselmodell praktikabel

Eine gute Freundin von mir ist schon lange getrennt von dem Vater ihrer beiden Söhne. Diese sind beinahe schon aus dem Gröbsten raus und am Ende ihrer Schullaufbahn. Ich kenne den Vater der Jungs nicht, aber was mir ihre Mutter erzählt, lässt auf einen schwierigen Charakter, einen Narzissten schließen. Die Beziehung der Eltern war nicht glücklich, die Trennung ein Krampf. Und dennoch: Es gab zu keinem Zeitpunkt einen Zweifel daran, dass beide Jungen mit beiden Eltern dieselbe Zeit verbringen sollten. Wöchentliche Wechseln trotz aller Kommunikationsschwierigkeiten und trotzdem der Vater nach einer Weile eine neue Freundin einführte. Der Vater suchte sich eine Wohnung ums Eck, so dass der Wechsel der Kinder immer sehr einfach in derselben Umgebung stattfinden konnte. Über den Balkon gab es sogar Sichtkontakt und kurze Besuche während die Kinder beim jeweils anderen Elternteil waren. Geht also alles, man muss es nur wollen, auch wenn sich die Eltern nicht gut verstehen.
Sie: Directrice/Modemacherin
Er: nicht bekannt
Umgangsregelung: Wechselmodell trotz des offenbar schwierigen Charakters des Kindesvaters

“So einen Vater wie dich hätte ich mir für keine Kinder gewünscht“

Wie ja bekannt sein dürfte, bin ich sehr gerne Vater, mit viel Liebe und Engagement. Wenn ich von meinem Schicksal in diesem Jahr erzähle, sagen mir einige Frauen, dass sie sich so einen Vater für ihre Kinder auch gewünscht hätten. Sie meinen damit einen Vater, der Verantwortung übernimmt und die Kinder auch um Alltag betreut und sie bei ihren Schwierigkeiten nah begleitet und unterstützt. Und es gibt nicht wenige Mütter, die das Pech hatten, eine Lusche zum Vater ihrer Kinder zu haben. Und dann bleiben sie hauptsächlich allein verantwortlich für das Großwerden der Kinder. Diese Mütter wünschen sich einen Vater, der die Kinder zur Hälfte betreut, der die Mutter unterstützt, der sich verantwortlich fühlt und auch entsprechend verhält. Eine liebe Freundin, die ich in diesem Jahr gewinnen durfte, hat ein solches Schicksal. Sie hätte nichts gegen eine gerechte, angemessene und vernünftige Umgangsregelung mit dem Vater ihrer Kinder gehabt. Die Tochter ist mittlerweile aus dem Haus, zurück bleibt ein pubertierender Sohn, der sich seiner Computerspielsucht hingibt, da offensichtlich eine führungsstarke und liebevolle Vaterfigur fehlt.
Sie: Druckvorlagenherstellerin
Er: nicht bekannt
Umgangsregelung: Kindesvater scheint durch eine verantwortungsbewußte Besuchsregelung überfordert.

„Ich wollte auf keinen Fall ein Streit um die Kinder!“

Diese Eltern kenne ich nicht so gut, aber meine Tochter ist mit deren Tochter befreundet. Erst kürzlich führte ich ein kleines aber sehr fokussiertes Gespräch mit dem Kindesvater, von dem das Zitat am Eingang dieses Absatzes stammt. Für ihn – und offenbar auch für die Kindesmutter – ist es selbstverständlich, dass das Wechselmodell nach der Trennung das Beste für die Kinder ist. Wie für die Eltern. Er gab an, sehr gelitten zu haben unter der Trennung. Das tut gut zu erfahren, bekomme ich doch manchmal den Eindruck, als sei ich der einzige Mann, der darunter leidet, dass nichts mehr ist, wie es war und der sein Kind nicht mehr tagtäglich sehen und erleben kann. Besonders positiv ist das Beispiel dieses Paares – nicht wegen der Trennung, die hätte man sich sparen können – weil beide Eltern Pädagogen sind und trotz einer schmerzvollen Trennung ein Umgangsmodell realisieren können, das für alle Familienmitglieder tragbar ist und den kleinstmöglichen Schaden darstellt. So sehe ich das.
Sie: Pädagogin
Er: Pädagoge
Umgangsregelung: Wechselmodell mit zwei Kindern von 2 und 6 Jahren.

Versuch macht kluch … trotz schwieriger Trennung mit drei Kindern

Sie waren rund 15 Jahre lang ein Paar, ehe sie sich einige Zeit nachdem die jüngste Tochter geboren war, trennten. Nach so langer Zeit und mit drei Kindern ist das eine schwierige Sache und verlangt den Eltern alles ab. Alles an Wohlwollen, Disziplin, Kommunikation und Entschlossenheit. Für die Mutter war es eine schwierige Zeit. Zunächst wurde das Nestmodell ausprobiert, man wollte die Trennung für die Kinder so wenig belastend wie es nur geht gestalten. Die ersten Monate lebten die Kinder weiter in dem schönen Reihenhaus und die Eltern wechselten aus ihren neuen Wohnungen. Das war die teuerste Lösung, die beide Eltern sehr belastete. So ging man nach einer Zeit zum normalen Wechselmodell über, die Mutter blieb in dem Reihenhaus, die Kinder wechseln wöchentlich und alle scheinen damit zufrieden. Sicher, für die Kleinste ist es vielleicht nicht so einfach und die Mutter empfindet ihre Wohnung als sehr leer, wenn die Kinder nicht da sind. Aber Trennung haben nun mal Konsequenzen und bleiben nicht ohne Wunden und Einschränkungen. Dennoch: Die Sache scheint gelungen, allen geht es gut.
Sie: Pädagogin
Er: Fotograf
Umgangsregelung: Wechselmodell mit drei Kinder von 5, 10 und 13 Jahren.

Fazit meiner Erfahrung mit den Umgangsregelungen zwischen Trennungseltern, die ich kenne:

In den Skandinavien – und nicht nur dort – macht man gute Erfahrungen mit dem Wechselmodell und weist in zahlreichen Studien nach, dass es funktioniert und die Mutter nicht wichtiger ist als der Vater. Wenn sich die Eltern einig sind, ist jedes Modell in Ordnung, funktionabel und gut für die Trennungskinder. Wenn man die Kinder fragt, wünschen sie sich normalerweise eine gerechte Lösung, eine gerechte Aufteilung, dass sie genauso lang beim Vater sind, wie bei der Mutter. Wie meine sehr persönlichen Beispiele zeigen, funktionieren diese Modelle auch unabhängig vom Charakter und bestimmten Besonderheiten der Kinder, etwa einer zu nahen Mutterbindung. Kinder sind belastbarer, als viele denken – und fürchten. Sie haben ein natürliches Interesse – wie gesunde Eltern eben auch – in guten, verlässlichen und liebevollen Verhältnissen zu leben und zu gedeihen. Das funktioniert aber nur, wenn alle, die Verantwortung tragen auch Verantwortung wahrnehmen … dürfen. In Deutschland bilden die Familiengerichte das leider nicht ab. Im Gegenteil: Es ist heutzutage leider immer noch möglich, den Vater aus dem Alltag seiner Kinder ohne weiteres zu entfernen. Weshalb manche Mütter so etwas tun, ist nur mit einer psychischen Störung zu erklären. Leicht findet sich ein Rechtsanwalt, der ohne jede Ethik und Moral – Anwälte dürfen beinahe alles, so bekommt man den Eindruck – Familien zerstören und den Kindern schaden. Es könnte alles recht einfach und durchschaubar sein, wenn man hierzulande auch mal Druck auf die Mütter ausüben und von den Gerichten her das Wechselmodell etablieren dürfte. Aber Deutschland ist noch nicht so weit, es gibt noch viel zu tun, unsere Kinder vor Schaden zu bewahren und ihnen zu ermöglichen selbst nach einer Trennung ihrer Eltern einen guten Vater auch im Alltag behalten zu dürfen.

https://de.wikimannia.org/Umgangsregelung

Hinweis: Dieser Beitrag soll niemanden diskreditieren oder verletzen. Es spiegelt vielmehr meine eigene, subketive Lebenserfahrung wieder und bezeigt, dass ich mit der Thematik Trennung und Umgangsregelung durchaus vertraut bin.

Titelbild: Bestimmte Rechte vorbehalten von cordell_and_cordell (FLICKR)

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