Kinder darf man schlagen? Was ist denn in den Papst gefahren?

Max Ernst - Maria züchtig Jesus

Der Heiliger Vater macht mal wieder von sich reden. Ein weiteres Mal fällt Papst Franziskus mit einer Bemerkung unangenehm auf. Einmal habe er einen Vater sagen hören, so Franziskus: „Manchmal muss ich meine Kinder ein bisschen schlagen, aber nie ins Gesicht, um sie nicht zu erniedrigen.“ Der Papst habe darauf geantwortet: „Wie schön, er hat einen Sinn für die Würde. Er muss bestrafen, er tut es auf gerechte Weise, und von dann geht es weiter.“ Wie bitte?

Tickt der Mann nicht richtig? Hat der Papst noch alle beisammen? Was ist in den Heiligen Vater gefahren? Mir war das Oberhaupt schon einmal aufgefallen, als er der EU ohne Sinn und Verstand ins Gewissen redete. Er schallt im Europäischen Parlament unser Europa für seine Überalterung, seine mangelnde Solidarität und den angeblich wachsenden Egoismus. Und so weiter. Er unterschlug dabei die großen Leistungen der Europäer, auch wenn nicht alles Gold ist, was glänzt. Die EU ist ein Hort der Sicherheit und des Friedens. Auch wenn es Armut gibt, geht es den meisten Menschen gut bei steigernder Lebenserwartung. Aber es ist kein Ponyhof und es gibt naturgemäß viele Konflikte. Diese werden aber auf demokratische Art und Weise gelöst.

Der Papst stammt aus Südamerika und ist ganz offensichtlich nicht so mit der europäischen Geschichte vertraut. Er kommt aus einem anderen Kulturkreis. Und nun, bei dieser Äußerung, dass man Kinder eben schlagen dürfe, wenn man sie dadurch nicht demütige, scheint noch etwas anderes durch: Schwarze Pädagogik. Ihr Kennzeichen ist Gewalt, Strenge, Unterdrückung und Autorität um ihrer Selbst willen.

Zugegeben, es ist eine milde Form der Schwarzen Pädagogik und sie schimmert auch nur durch. Aber seine Generation – die der Großväter – ist noch viel mehr davon betroffen, als wir heutigen Väter. Und sicher ist auch Südamerika an dieser Stelle nicht so fortschrittlich wie Mitteleuropa.

Das hatte ich doch kürzlich ganz ähnlich erlebt. Nämlich bei einem Gespräch mit einer älteren Waldorflehrerin. Wie sie aussah, wie sie sich gab, was sie fragte und erzählte ließ mich in eine längst überwunden geglaubte Vergangenheit blicken – in den Abgrund der Schwarzen Pädagogik, die in Deutschland im 19. Jahrhundert fester Bestandteil der Erziehung war. Die Waldorfpädagogik enthält noch Spuren jener finsteren Kindererziehung. Ja, gerade die Religionen haben ein grausigen Erbe was das Misshandeln von Kindern angeht. Die katholische Kirche könnte glatt als die Erfinderin jener Schwarze Pädagogik gelten, die uns jetzt durch diesen an sich liebenswerten Papst kalt entgegen grinst.

Nein, lieber Franziskus, so geht es nicht und hier irrst du. Kinder darf man auf keinen Fall schlagen, was immer auch geschieht. Und sehr viele Menschen schaffen das auch. Die es nicht schaffen, haben noch was zu tun, müssen sich befreien aus ihrer schmerzhaften Vergangenheit und der Wahrheit ins Gesicht sehen. Aber das kann dieser Papst offenbar nicht auf der ganzen Linie.

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3 Kommentare

  1. Als ich das gehört habe, habe ich mich zunächst mal gefragt, ob bei all dem Reichtum des Vatikans kein Geld für eine PR-Beratung übrig war. Aber vielleicht ist es auch ganz gut, dass die Einstellung des Papstes zu dieser Frage jetzt öffentlich ist. So wissen wenigstens alle, woran sie sind und können den Lobgesängen auf den neuen Papst, die man vor diesem Zwischenfall überall in den Medien mitbekommen hat, mit ein wenig Skepsis begegnen. Für mich ist ein würdevolles Schlagen eines Kindes jedenfalls nicht möglich und jegliche Gewalt sollte in jedem Fall vermieden werden.

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