Kasse machen – Der Steuerbauch, das Finanzamt und der Bürger

Mit dem Steuerbauch Kasse machen

Ich bin ein Bürger, frei und unbescholten. Ich bin Wähler, ich bin der Souverän. Und zahle Steuern. Viel zu viel, denn ich leider unter dem sogenannten Steuerbauch, der kalten Progression. Diese wurde zwar etwas abgeschwächt, aber die Abgabenlast für kleine Selbstständige, wie ich einer bin, für Geringverdiener, Rentnerinnen, armen Familien und Bürger mit einem mittleren Gewalt ist viel zu hoch. Viel zu gewaltig. Das ist ungerecht und ärgerlich. Genauso wie der alljährliche Papierkrieg mit dem Finanzamt.

Am meisten freue ich mich jedes Jahr, dass ich die Papiere von vor 10 Jahren im Altpapier verschwinden lassen kann. Man rät mir zwar, das nicht zu machen, aber ich bin nur dazu verpflichtet, die Belege 10 Jahre lang aufzubewahren. Sind die um, sind sie dran. Ist ja auch eine Platzfrage. Und da wird eben jedes Jahr von neuem geheftet, getackert, getütet, sortiert und verworfen. Für Nachschub an Ordnern, Mappen und Büromaterial sorgt das Internet.

Ich jammere jedes Jahr, aber diesmal, bei dem Bescheid für 2016, kam es besonders hart. Ich fasse noch mal zusammen: Ich bin IT-Freelancer und monatlich auf neue Aufträge angewiesen. Naturgemäß schwankt das Auftragsvolumen und damit das Einkommen. Ich habe KEINE Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, kann keine private Altersvorsorge betreiben, mir kaum vernünftigen Zahnersatz leisten, meistens keine Rücklagen für Investionen zurücklegen, vom (bezahlten) Urlaub ganz zu schweigen. Dennoch belastet mich die Steuer volles Rohr. Ich bin gerne selbstständig, aber als Trennungsvater dazu verpflichtet, Kindesunterhalt an die Kindesmutter zu zahlen, obwohl ich hälftelig betreuen will. Das verweigert mir aber Vater Staat. Und die Mutter natürlich. Sie als Lehrerin verdient locker das Doppelte Netto wie ich und hat als Beamtin all das, wovon kleine Unternehmer und einfache Angestellte nur träumen können: Pensionsanspruch, volle Lohnfortzahlung im Krankheitsfall (Privatpatientin) und als Lehrerin Urlaub bis der Arzt kommt.

Trotzdem bittet mich der Staat satt zur Kasse. Das ist eben der Steuerbauch. Das tut er, damit er „umverteilen“ kann und so gibt es eben 10,- Euro mehr Kindergeld und der Soli wird, na ja, abgeschafft. Vom dem einen profitiert wieder die Kindesmutter, vom anderen Leute, die eh schon gut verdienen. Die einen haben durch diese halbherzige Soli-Maßnahme 700,- Euro mehr, die anderen 69 Cent.

Jedenfalls artet das in meinem Fall zuweilen in einem Papierkrieg aus. Was Papierkrieg bedeutet, erklärt uns Mundmische „Papierkrieg entsteht oft bei der Kommunikation mit Amtsstellen.“ Einen Steuerberater kann ich mir nicht leisten, deshalb bin ich dreifach in den Arsch gekniffen. Und obwohl ein Gutteil der Steuerabgabe digitalisiert ist, findet im Konfliktfall alles schriftlich statt.

Die Mehrheit der Bürger – CDU/CSU und SPD – wollen keine durchgreifenden Steuersenkungen und keine Korrektur des Steuerbauchs. Dazu zahlen sie viel zu gerne Steuern. Und auch wenn alles andere jedes Jahr teurer wird – öffentliche Verkehrsmittel (!), Miete und Müllabfuhr – wollen sich die Deutschen ihre Abgaben nicht nehmen lassen. Die Steuerlast scheint ihnen heilig, der Steuerbauch als Ausdruck des Wohlstands – gerade, wenn ich nicht davon betroffen bin und meine Steuern easy abdrücke. Die OECD, die „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“, belegt denn auch: Belastung durch Steuern und Abgaben in Deutschland weiterhin deutlich über dem Schnitt

Sehr vielen Bürgern wäre besser und nachhaltiger geholfen, wenn man die Einkommenssteuern senkt, anstatt ihnen mehr Kindergeld zu zahlen, das ja auch Besserverdiener bekommen. Es ist doch viel Verünftiger, die Bürger zu entlasten, anstatt die Staatsausgaben immer wieder zu neuen Rekorden zu treiben und ihnen alles möglich abzunehmen, was ja wieder Verwaltung und Bürokratie, also Kosten erzeugt. Das Büromaterial könnte man an die Kinder zum Basteln weiterreichen …

Aber so weit ist der Deutsche noch nicht. Ein Jammer.

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